Ein interessantes Projekt startete jetzt Am Exer 2: Das von der Böll-Stiftung geförderte CoWorkLand macht auf Einladung der Stiftung Zukunftsfonds Asse Station auf dem Gelände der Ostfalia. Unter dem Motto „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, klappt sich ein LKW-Auflieger aus und wird mit ein paar zusätzlichen Paletten zum rollenden Büro. Dort kann jeder vorbeischauen und lernen, wie ein Co-Working-Space aussieht – oder einfach mal darin arbeiten.
Gastgeberin ist Olga Bünning. Die Juristin begleitet den Truck, der in Kiel beheimatet ist. Bis Ende Juni ist er auf einer Rundtour durch den Landkreis Wolfenbüttel. „Wir haben bislang nur diesen einen Auflieger“, erklärt die Russin, „aber wir überlegen schon, einen weiteren zu bauen.“ Grundlage der Entscheidung sei die Nachfrage nach dem Rollenden Büro. „Weitere Kommunen können sich bei uns melden, wenn sie Interesse haben.“ Ansprechpartner sind Romy Finger von der StiftungZukunftsfonds Asse oder Ulrich Bähr von der
CoWorkLand Genossenschaft in Gründung (Baehr@Boell-sh.de).
Olga Bünning stand mit dem Container schon seit dem 1. April am Wolfenbütteler Bahnhof, doch die Resonanz war dünn. „Nur zwei bis drei Leute kamen pro Tag vorbei.“ Einerseits hänge das wohl mit dem Wetter zusammen, andererseits sei das W-Lan am Container recht wackelig. „Sobald zwei Leute online waren, ging das Tempo in den Keller.“
Schnelles Internet aber sei eine von zwei Voraussetzungen für eine gut angenommene Co-Working-Space, sagt die Juristin und lacht: „Die zweite ist heißer Kaffee, und für den konnten wir sehr schnell sorgen.“ Nun setzt sie auf die Infrastruktur und interessierte Studenten rund um die Ostfalia Am Exer. Der neue Standort wurde am 16. April wieder geräumt. Weitere Stationen des Trucks sind dann das Rittergut Lucklum (19. April bis 10. Mai), das Rittergut Dorstadt (15. bis 23. Mai), Hornburg (28. Mai bis 5. Juni) und die Assewirtschaft Wittmar (8. bis 28. Juni).
CoWorker berichten
Ist Wolfenbüttel schon reif für CoWorking-Angebote? Dieser Frage geht das von der Böll-Stiftung aus Kiel geförderte Projekt nach, bei dem ein mobiler Container an mehreren Stationen im Landkreis Halt macht. Er wird entpackt und lädt zum gemeinsamen Arbeiten ein. „Es ist natürlich schwierig, Menschen innerhalb von wenigen Tagen an ein solches Angebot zu gewöhnen“, sagt Ulrich Bähr. Er ist Geschäftsführer der eigens für das „CoWorkLand“ gegründeten Genossenschaft und kam zu einem besonderen Anlass an den Exer: Als Höhepunkt des Gastspiels an der Ostfalia referierte Lasse Kroll im Container. Der 30-Jährige ist Gründer und Mitinhaber der Berliner Agentur Cuckoo. „Wir beraten Unternehmen, wie ihre Mitarbeiter ortsunabhängig arbeiten können“, erzählte er. „Wir wollen die entsprechenden Strukturen schaffen und die Präsenzkultur überwinden helfen.“
Kroll und Bähr erzählten, welches erfolgreiche CoWorking es schon gibt im Land. „Sie schlagen immer dort besonders gut ein, wo es einen Zusatznutzen für die Besucher gibt“, so Kroll. In der Grundausstattung locken die Büros ihre vorübergehenden Nutzer durch flexibele Öffnungszeiten, durch die Gemeinschaft mit anderen oder allein schon durch das Platzangebot. „In Städten finden viele Einzelkämpfer keine passenden Büros auf dem freien Markt“, weiß der Berliner. „Und das Problem der Einsamkeit kennen ebenfalls viele.“
Auf dem Lande sehe der Bedarf etwas anders aus. „Hier punkten wir durch Arbeiten in anregender Umgebung“, sagt Bähr. Ein Büro am Strand allerdings gebe es in Deutschland noch nicht. „Da sind sie in Asien deutlich weiter als wir.“ In Good Old Germany zieht aber der Zusatznutzen: Das Duo berichtete von der CoWorking- Kitchen, wo sich die Betreiber von Food-Trucks zusammenfinden, oder von Blok-O, der Comunity in der Sparda-Bank Frankfurt/Oder.