Viel Lob für Entschuldung des Vereins. Vorstand komplett wiedergewählt
Der Verein Technisches Innovationszentrum Wolfenbüttel (TIW) setzt seinen Kurs der wirtschaftlichen Konsolidierung und Entschuldung erfolgreich fort. Bei der Jahresversammlung nahmen die Mitglieder entsprechende Zahlen des Vorstands erfreut zur Kenntnis, beschlossen aber auch eine weitsichtige Satzungsänderung: Demnach können z.B. künftige Versammlungen bei Verhinderung – zum Beispiel durch verschärfte Corona-Maßnahmen – auch digital und in gemischten Verfahren durchgeführt werden. Beschlüsse können auch in Textform bzw. im Umlaufverfahren gefasst sowie Stimmrechte von Mitgliedern auf andere übertragen werden.
Der Verein, dem rund ein Drittel der Liegenschaften am Exer gehört, hat Jahre hoher Verschuldung hinter sich, als die Gebäude der ehemaligen Kaserne saniert und vermietbar gemacht werden mussten. Darum steht in jedem Jahr der Bericht des Wirtschaftsprüfers im Mittelpunkt der Versammlung. „Das TIW ist auf einem super Weg“, resümierte Steuerberater Jens Düe diesmal. Die Bilanzsumme 2019 belaufe sich auf mehr als zehn Millionen Euro. „Rund ein Drittel davon ist durch Eigenkapital gedeckt – das ist ein ordentliches Ergebnis, der Verein ist gesund aufgestellt.“
Gleichwohl gab es auch mahnende Worte. „Wir dürfen nicht allzu häufig Teile unserer Substanz verkaufen“, sagte Vorstandsmitglied Paul-Werner Huppert mit Blick auf die Grundstücksverkäufe im vergangenen Jahr. Sein Fazit: „Wir sind auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel.“ Das unterstrich auch Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, der Vorsitzende des Vorstands: „Wenn alles gut weiterläuft, sind wir in neun Jahren schuldenfrei.“ Er hob den „ungebrochenen Gestaltungswillen“ in Verein und Vorstand hervor, am Exer noch einiges bewegen zu wollen. „Zum Beispiel wollen viele unserer Gewerbemieter wirtschaftlich wachsen – im Moment können wir ihnen aber keine Expansionsflächen anbieten.“ Auch Neuansiedlungen von Gründern und Jungunternehmern seien im Moment nicht möglich. „Dadurch sind uns schon einige schöne Sachen und reizvolle Gründungen durch die Lappen gegangen.“
Das soll sich aber bald ändern, kündigte Carola Weitner-Kehl an. Der Vorstand des Vereins hat Planungen zum Bau einer Gewerbehalle mit 1000 Quadratmeter hochwertiger Nutzfläche angestoßen. Derzeit befinden sich vier mögliche Standorte in der Abstimmung mit dem Bauamt. Auch die Sanierung der denkmalgeschützten Halle AE 37 mit Dacheindeckung (Schiefer) und grundüberholten Toren stehe in Kürze an. „Es geht weiter am Exer“, freute sie sich.
Und sie regte eine besondere Hilfsaktion an, für die sie von der Versammlung einstimmige Unterstützung erfuhr: Der Verein als Vermieter verzichtet auf einen Teil der Miete bei jenen drei Firmen, die durch Corona in ernste Existenznot geraten sind. „Wir wollen auf 25 Prozent der ausstehenden drei Monatsmieten verzichten“, schilderte die Geschäftsführerin. Außerdem soll die in 2021 anstehende Mieterhöhung für diese drei Mieter ausgesetzt werden. „Wir möchten, dass unsere Mieter besser durch die Krise kommen, denn am Ende haben beide Seiten mehr davon.“
Die Netto-Mieteinnahmen, die der Verein mit Büros, Lagern, Laboren, Werkstätten und Parkplätzen generiert, belief sich 2019 auf rund 1,36 Millionen Euro. Hinzu kamen 912.000 Euro durch einen Grundstücksverkauf an die Stadt Wolfenbüttel sowie 330.000 Euro durch den Verkauf einer Fläche, auf der ein Investor derzeit das vierte Studentenwohnheim baut. Die Schulden des Vereins beliefen sich Ende 2019 auf 6,5 Millionen Euro, die Vermietungsquote der Immobilien liegt derzeit mit 53 Mietern bei 99 Prozent.
Der Verein hat derzeit 41 Mitglieder, von denen ein Drittel bei der Jahresversammlung war – darunter auch Bürgermeister Thomas Pink und die Präsidentin der Ostfalia, Prof. Dr. Rosemarie Karger. Diese beiden sind auch beratende Mitglieder des Vorstands, der sich aus Umbach, Huppert und Winfried Pink zusammensetzt. Einstimmig beschlossen die Mitglieder eine Wiederwahl dieser drei, deren Amtszeit abgelaufen war. Ebenso einstimmig erfolgte die Satzungsänderung, nach der sowohl Vorstandssitzungen als auch Jahresversammlungen künftig auf dem Wege der elektronischen Kommunikation stattfinden können, also ohne Präsenzpflicht.