Eine Neu-Ansiedlung am Exer in den Räumen des Technischen Innovationszentrum Wolfenbüttels (tiw) hat Großes vor für die Region und ihre Wirtschaft: Projekte initiieren und unterstützen, Akteure vernetzen und für Gelder sorgen. So lauten die Aufgaben der Projektagentur Wolfenbüttel – eine Kooperation der Stadt, des Landkreises und der Ostfalia-Hochschule.
Die Nähe zu diesen drei Dienstherren, sei dem Projektagentur-Leiter Dr.Michael Strätz ein wichtiges Anliegen. Daher befinden sich die Geschäftsräume für ihn und sein Team am Exer 10d – in unmittelbarer Nähe zur Ostfalia. Strätz unterhält zudem ein Büro im Löwentor als Nachbar der städtischen Wirtschaftsförderung und einigen Fachbereichen der Landkreisverwaltung.
„Die Projektagentur soll den Zugang zu Ergebnissen aus Wissenschaft und Forschung erleichtern, um Brücken für deren Anwendung in Unternehmen und in der Gesellschaft zu bauen. Sie soll zudem den Wissens- und Technologietransfer in aktuellen Fragestellungen der Handlungsfelder Mobilität, Digitalisierung, Fachkräftegewinnung und Umwelt- und Klimaschutz intensivieren. Dies gelingt umso besser, wenn diese Brücken im wahrsten Sinne des Wortes kurz und schnell überwindbar sind und nur noch über Flure gespannt werden müssen“, nennt Carola Weitner-Kehl, tiw-Geschäftsführerin, die Vorzüge der Ansiedlung am Exer.
„Wir verstehen uns als Dienstleister für die Region und unsere drei Dienstherren“, sagt der Leiter der Agentur, die seit Anfang 2021 im tiw angesiedelt ist. „Für uns sind der persönliche Kontakt zu den Akteuren der Region und das Netzwerken unheimlich wichtig. Daher haben die Pandemie-bedingten Einschränkungen unseren Start erschwert“, berichtet Strätz.
Hervorgegangen sei die Projektagentur aus der Regionalen Handlungsstrategie des Landes Niedersachsen, die insbesondere ländliche Gegenden im Blick hat, in denen innovative Projekte gestartet werden sollen. Die Besonderheit an diesem Wolfenbütteler Weg ist das Zusammenspiel der drei „Gründer“ – die beiden kommunalen Verwaltungen und die Hochschule, die im Juni 2019 den Kooperationsvertrag unterzeichneten. Das Gesamtbudget über drei Jahre von 900.000 Euro wird zu einem Drittel vom Land Niedersachsen getragen, der Rest zu je einem Drittel von den Projektpartnern.
Im November holten diese Dr. Strätz an Bord, der fortan die Strukturen der Agentur aufbaute. Der promovierte Biologe hatte zuvor 28 Jahre lang für das Helmholtz-Zentrum in Braunschweig gearbeitet, wo er nach eigener Aussage relativ schnell aus der Wissenschaft ins Management gewechselt war und insbesondere Drittmittel einwarb.
Diese Expertise soll jetzt der Agentur zugute kommen. „Wie bekommt man Geld für eine gute Idee? Und wie kann man die zu einem konkurrenzfähigen Produkt weiterentwickeln? Diesen Fragen gehen wir hier nach“, sagt Strätz, der Heide Gliß für das Agentur-Team anheuerte. Eine weitere Stelle soll bald besetzt werden.
Bei den Tätigkeiten und Projekten geht es unter anderem um wichtige Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Mobilität und Energie. Dafür wollen die Agentur-Mitarbeiter innovative Projekte in Wolfenbüttel identifizieren und fördern. „Wir wollen Brücken bauen zwischen den Akteuren und den Innovationstransfer vorantreiben“, so Strätz. Im besten Fall sollen also gute Ideen aus der Hochschule ihre Anwendungspunkte in der Region finden, wo sie sich in Projektform entfalten und Wirkung zeigen.
Neben einzelnen Projekten nehmen Strätz&Co aber auch die Strukturen unter die Lupe und haben das Ziel, zum Beispiel eigene Netzwerk-Formate aufzubauen. „Wir wollen die Kommunikation der unterschiedlichen Akteure untereinander fördern“, sagt Strätz – damit sind unter anderem Wirtschaftsförderer, Gründer und etablierte Unternehmer gemeint. Dieses Kommunikations-Segment der Agenturarbeit sei bisher wegen der Corona-Pandemie etwas zu kurz gekommen. Die Hoffnung ist jetzt groß, in dem Bereich mit Vollgas durchzustarten.
Für den Erfolg der vielen Arbeitsbereiche geschieht bei der Projektagentur zudem viel Arbeit im Stillen. Denn eine definierte Aufgabe ist es, Fördermittel einzuwerben. Dafür schreibt das Team gezielt Anträge. „Es gibt europaweit fast 20.000 Geldgeber. Die muss man kennen. Aber man braucht auch viel Erfahrung, um zu wissen, wie ein Antrag geschrieben werden muss, damit er Erfolg hat“, berichtet Strätz.
In einigen Projekten war die Agentur dabei bereits unterstützend mit im Spiel – so zum Beispiel zuletzt beim Accelerator-Programm „Lab4Land“, das in Schöppenstedt in der D-Station stattfand und sich an Gründer richtete, die mit ihren Ideen nachhaltig unterwegs sind. In einem Gründer-Workshop arbeiteten sie daran, ihre Ideen weiterzuentwickeln.
Auch im Förder-Programm „Perspektive Innenstadt“ bemüht sich die Agentur um Zuschläge für die Kandidaten: Stadt Wolfenbüttel sowie die Gemeinden Cremlingen, Elm-Asse, Sickte, Baddeckenstedt und den Gemeindeverbund Oderwald und Schladen-Werla. Jeweils seien sechsstellige Beträge anvisiert.
Auch die Agentur selbst wird zunächst als Projekt verstanden. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. Dann werden die Partner Stadt, Landkreis und Ostfalia evaluieren, ob und wie es weitergeht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr auf gute Ergebnisse verweisen können und glauben, dass die Arbeit der Projektagentur für die Region in Zukunft eine große Rolle spielen kann“, sagt Strätz.
Anknüpfungspunkte zu Projekt- und Netzwerk-Partnern am Exer gibt es für die Agentur zum Beispiel auch in direkter Nachbarschaft. So treiben der Ostfalia-Professor Dr. Diederich Wermser aus der Fakultät Elektrotechnik und seine Teams gemeinsam mit der Projektagentur den 5G-Mobilfunk-Ausbau für digitale Projekte in den Landkreisen Wolfenbüttel und Helmstedt – „Smart Country“ genannt – voran. Wermser und seine Organisationen IANT, 2kai und das IKT (Institut für Kommunikationssysteme) haben sich ebenso wie die Projektagentur im gleichen Gebäude des TIW im Jahre 2020 angesiedelt und können somit von beiderseitiger Nähe voneinander profitieren.
„Ich wünsche mir für die Zukunft, dass noch weitere solcher hervorragenden Beispiele an Kooperationen entstehen und die Ressourcen und Potentiale von Nachbarschaften auf dem Innovationscampus noch mehr genutzt werden“, sagt tiw-Geschäftsführerin Weitner-Kehl.
Zum Bild: Das Team der Projektagentur Wolfenbüttel — mit Leiter Dr. Michael Strätz (rechts) und Heide Gliß — will Innovationen aufspüren und fördern. Foto: Regio-Press