Mittlerweile 500 Arbeitsplätze am Exer entstanden
„Kückes Kroppkakor“ überzeugte mit origineller Idee und gewann den Unternehmerpreis
Wolfenbüttel. Der Abend hinterließ keine Zweifel, dass das gesellige Kennenlernen und das Netzwerken einen großen Stellenwert einnehmen sollten. Geklönt wurde reichlich – und Visitenkarten getauscht. Der 10. Jungunternehmerabend war ein voller Erfolg. Mit knapp 100 Besucherinnen und Besuchern stieß das Format am Donnerstag im Solferino am Exer auf großes Interesse.
Gründergeister gibt es seit Jahren auf dem Gelände. Und auch Dank der Ostfalia-Hochschule hat sich die Gründerszene stark entwickelt. Davon sprach auch Professor Dr. Wolf-Rüdiger Umbach als ehemaliger Präsident der Hochschule und Vorstandsvorsitzender vom Technisches Innovationszentrum Wolfenbüttel (tiw). „Netzwerken ist sehr wichtig. Seit 2011 geben wir den Unternehmern Gelegenheit, sich in lockerer Atmosphäre kennenzulernen“, sagte er. Neben dem tiw zählte die Wirtschaftsförderung der Stadt Wolfenbüttel sowie die Agentur Regio-Press zu den Veranstaltern. Wolfenbüttels Wirtschaftsförderin Annette Junicke-Frommert informierte über die neuesten Förderprogramme, tiw-Geschäftsführerin Carola Weitner-Kehl stand den Gründern und Jungunternehmern für Fragen zur Seite, nur Regio-Press-Chef Frank Wöstmann fehlte erkrankt. Gleichwohl wurde der von ihm gestiftete Preis für den „Gründer des Abends“ überreicht.
Umbach ging bei seiner Begrüßung auf die Erfolgsgeschichte des tiw ein. Ein weiteres Studentenheim entstand und bietet weitere 200 Plätze auf dem Campus. Drei Dächer seien saniert worden, das vom Exer 29 folgt seinen Angaben nach nächstes Jahr. „Wir steckten drei Millionen Euro in die Sanierung der Dächer“, so Umbach und verwies auf den Denkmalschutz des einstigen Kasernengeländes. Jede einzelne Schieferplatte müsse in Handarbeit befestigt werden. Etliche Tore seien ersetzt worden und es gehe sukzessive weiter. Dank richtete er an die Stadtwerke und den anwesenden Geschäftsführer Matthias Tramp. Durch dessen Engagement sei 5G-Internet auf dem Gelände verlegt worden, was wichtig sei für weitere Innovationen und Firmenansiedlungen. „Inzwischen sind über 500 Arbeitsplätze auf dem Exer-Gelände entstanden“, betonte Umbach.
Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic erwähnte die vielen Herausforderungen der Stadt. „Wir wollen, dass es den Firmen gutgeht.“ Daher zähle der Breitbandausbau zur obersten Priorität. Er freue sich, dass nach dreijähriger Corona-Pause wieder ein Jungunternehmerabend veranstaltet wurde. „Solche Impulse sind ganz entscheidend“, meinte Lukanic.
Weitner-Kehl vom tiw leitete dann zu den zehn Vorträgen. Den Anfang machte Ines Lindner-Klaeden von der Firma „Barbara Bosch & Kollegen“. 1999 wurde das Unternehmen gegründet, 2019 folgte der Inhaberwechsel. Geboten werden Einzel-, Paare-, Teamberatungen und systemisches Coaching.
Timo Büchner gründete 2017 „DiConsus“. Der Firmenname steht für Digitalisierung und Consulting und soll auf Plattformen Prozesse abbilden. Er sprach von einer „super Entwicklungskurve“ und inzwischen 20 Mitarbeitern. Mitarbeiter suchten sich ihre Projekte aus. Sein Tipp: Den Cashflow für den Worstcase immer im Blick haben.
André Plagemann ist Chef von „Team Plagemann“, einer Firma für Sanitär-, Heizung- und Klimaarbeiten. Der 35-Jährige ist begeisterter Unternehmer, dreifacher Vater und will das Handwerk digitalisieren. Ihm liegt die Wertschätzung seiner inzwischen 20 Mitarbeitenden sehr am Herzen.
Firma Nummer vier hieß Kandj Consulting, das 2020 gegründet wurde. Das Unternehmen berät zu den Themen Wachstums- und Krisenmanagement sowie Nachhaltigkeit. Kandj steht für Karima Berrahou und Jens Uphoff, die beiden Geschäftsführer. Sie setzen auf einen Erfahrungsschatz und wollen Firmen fitmachen für große Aufgaben und nachhaltiges Wirtschaften.
Thomas Harneit möchte mittels Coaching und Mediation persönliche Bremsen finden und dazu Lösung erarbeiten. Er ist Trainer, Mediator und systemischer Coach. Ängste und Blockaden können Wachstum hemmen. Er will zu mehr Umsatz, mehr Gewinn und mehr Kunden verhelfen.
Um Alkohol ging es bei der „Scheunenbrand Distillery GbR“ von Adrian Markiefka und Stephan Kahnert. 2018 starteten sie in Groß Schwülper, zogen inzwischen nach Klein Denkte. Sie brennen hochwertige Liköre und kauften sich dazu eine eigene Destille.
Die Idee von Jan Peters für „pepe4ideas“ ging auf einen Camping-Urlaub zurück. WCs neben Küchen in Vans und Bullys sind für ihn ein No-Go, weshalb die Idee für einen modularen Aufbau der Fahrzeuge samt Prototypen reifte.
Die Firma „Dermaroller“ ist in Wolfenbüttel schon bekannter, seit sie 1999 gegründet wurde. Dabei geht es um die Erfindung des Microneedling zur Behandlung von Brandnarben oder im Allgemeinen zur Behandlung von Hautunreinheiten wie etwa Akne. Mitarbeiter Claas Rittierott stellte die Firma und das Patent-geschützte Rezeptoren-System vor.
Die „Tecema GmbH“ wurde 2021 auf dem Campus gegründet. Professor Dr.-Ing. Diederich Wermser stellte das Unternehmen vor, das sich als Startrampe für Ideen und Technologien mit Potenzial zur Unternehmensgründung versteht. Durch die Beratung und Geschäftsmodell-Entwicklung konnten bereits drei Firmen ausgegründet werden.
Die zehnte Firma, die auch zugleich zum Sieger durch das Publikum gewählt wurde, heißt „Kückes Kroppkakor“. Hannelore und Martin Kücke präsentierten ihren schwedischen Kroppkakor, einen traditionellen Kartoffelknödel, der mit Schinken und Zwiebeln gefüllt ist und mit Sahne, Butter und Preiselbeeren angeboten wird. Dabei handelt es sich um eine Wolfenbütteler Manufaktur für Bio-Kroppkakor nach Öland Art, einer schwedischen Ostsee-Insel. Bisher kamen sie vor allem entlang der Küste in Småland, Blekinge und auf Gotland vor. Und nun in der Wolfenbütteler Region, als erste und einzige Manufaktur südlich von Schweden. Telefonisch, per Mail und über die Homepage kann man ordern, was das Ehepaar Kücke bietet: Viele weitere Varianten, etwa mit Champignons, Lachs, Schafskäse, Wirsing und rote Beete.
Jonas Münzebrock vom Amt für Wirtschaftsförderung und tiw-Geschäftsführerin Carola Weitner-Kehl überreichten den Gründerpreis in Vertretung für Frank Wöstmann, ehe in lockerer Runde das Fachsimpeln bei leckeren Snacks und Getränken vom Solferino losging.